Schweiß, Mundgeruch, aufdringliches Parfüm - wer fliegt, muss in der engen Economy-Klasse oft allerlei geruchliche Herausforderungen meistern. Dazu kommt ein Problem, über das wenig gesprochen wird: Blähungen im Flugzeug.
Viele Passagiere kennen das Phänomen: Kaum hat der Flieger eine gewisse Flughöhe erreicht, drückt es zunehmend in den Gedärmen. Das ist völlig normal, sagt Gastroenterologin Birgit Terjung aus Bonn-Beuel der Deutschen Presse-Agentur.
Luftdruck verändert die Verdauung
«In der Höhe verändern sich die Luftdruckverhältnisse, da sitzt die Luft im Darm lockerer und kann entweichen», erklärt Terjung. Das passiere zwar auch am Boden mehrmals am Tag, oft unbemerkt. «Aber wenn man im Flieger im eigenen Duft sitzt, merkt man es womöglich eher.»
Eine Forschergruppe aus Dänemark hat dieses Phänomen wissenschaftlich betrachtet. Ihr Fazit, wenn die Winde im Gedärme zu arg drücken: «Lass ihn fahren» - und daran hält Erstautor Hans-Christian Pommergaard heute noch fest.
Aktivkohle als mögliche Lösung
Der dänische Chirurg mit Schwerpunkt Leber arbeitet in Kopenhagen. Die Studie sei damals durchaus mit einem humoristischen Touch entstanden, sagt er der Deutschen Presse-Agentur. «Aber alles darin ist faktisch korrekt.»
In ihrem Papier, das 2013 in der Fachzeitschrift «New Zealand Medical Journal» erschien, haben die Autoren neben dem Fahrenlassen noch einen anderen Vorschlag gemacht: Aktivkohle in den Flugzeugsitzen. «Wir nutzen Aktivkohlefilter bei Patienten mit Stoma, also künstlichem Darm- oder Harnausgang, um Gerüche zu absorbieren», sagt Pommergaard.
Unterwäsche-Test beweist Wirksamkeit
Dass Aktivkohle sehr effektiv ist, um Pupsgerüche zu neutralisieren, haben US-Forscher bei einem Test mit Unterhosen nachgewiesen. Sie füllten den Darm von Freiwilligen über einen Schlauch mit Gasen und erfassten dann die Pupser.
Das Ergebnis: «Das einzige Produkt, das praktisch alle Schwefelwasserstoffgase adsorbierte, waren Slips aus einem Gewebe aus Aktivkohlefasern», schrieben sie 2005 im «American Journal of Gastroenterology». Die Sache mit der Aktivkohle in den Sitzen hält man beim Flugzeughersteller Airbus aber für überflüssig.
Airlines sehen kein Handlungsbedarf
«Die Kabinenluftzirkulation ist bereits so ausgereift, dass sie solche Maßnahmen nicht erfordert», sagt eine Airbus-Sprecherin auf Anfrage. Airbus-Ingenieur Bruno Fargeon erklärt in einem Video, dass Luft im Flugzeug alle zwei bis drei Minuten ausgetauscht wird.
Die Lufthansa beschäftigt sich nicht mit dem Phänomen Pupsen an Bord. «Zu diesem Thema ist uns nichts bekannt», teilt sie auf Nachfrage mit. Bei Turkish Airlines wird das Thema ausführlich beleuchtet.
Ernährungstipps für den Flug
Auf ihrer Webseite gibt die türkische Airline Tipps zur Vorbeugung: Kräutertee statt Koffein vor dem Fliegen oder langsam essen und trinken. «Zu viel Luft zu schlucken, kann zu Blähungen führen.»
Gastroenterologin Terjung rät: «Lieber nicht am Flughafen noch eine Pizza oder einen Burger essen, das liegt schwer im Magen.» Kohlensäurehaltige Getränke können mehr Luft im Darm verursachen, Alkohol lähme den Verdauungsprozess. «Tomatensaft ist kein Problem», sagt Terjung.
Erste Klasse hat es noch schwerer
Pommergaard und Kollegen haben sich in der Studie auch mit dem Dilemma des Piloten befasst. «Wenn er einen Furz zurückhält, könnte das seine Konzentration schmälern», schreiben sie. Sie haben auch Trost für die Economy-Passagiere parat: In der ersten Klasse sei die Lage womöglich noch schlimmer.
Anders als die einfachen Sitze würden die Ledersitze vorn den Furz abstoßen und könnten nichts absorbieren. Terjung rät: öfter mal im Gang auf- und abgehen, bei Druckgefühl den Bauch von links nach rechts massieren. Und wenn es nicht hilft? Sie hält es mit Pommergaard: «Let it go, just do it.»
(dpa/Berlin) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.